Wie sehr ich es vermisse….

15.03.2021

Auch unsere neu formierte „DRITTE“ Mannschaft hat sich Gedanken zur derzeitigen Corona Krise gemacht.
Spielertrainer Stephan Knauber hat es in Worte gefasst.

ICH BITTE DARUM, ES NICHT GANZ SO ERNST ZU SEHEN!!!

Wie sehr ich es vermisse… Sonntag Morgen, 10:30 Uhr… normalerweise wäre jetzt Anstoß der dritten Mannschaft des SC Altendorf-Ersdorf, der besten Truppe weltweit…
Als Spielertrainer waren die letzten Stunden chaotisch… Samstagabend war der Kader noch so dünn, dass wir kaum 11 Mann, ich sage bewusst nicht Spieler, auf den Platz bekommen… nachts kommen dann noch Zusagen, wo ich morgens echt Angst haben muss, ob der Betroffene noch von unserem (Video-) Telefonat weiß…
Eine Stunde vor dem Anpfiff wird es dann spannend… wer schlägt nach einer durchzechten Nacht tatsächlich pünktlich auf, wer kommt zu spät und bringt damit eine weitere Kiste Bitburger ins Rennen…
Eine weitere? Klar… da es keine Mannschaftskasse gibt, wird alles in „Kisten“ gezahlt… so ist man auch nach dem Spiel immer ausreichend versorgt um die Zweite und dann die Erste zu gucken…
Aber wir sind ja noch vor dem Spiel… die volle Konzentration gilt… natürlich dem am Wochenende erlebten… wer hat wo was erlebt, wer hat wen weggeflankt… wenn wir nachher die gleiche Leistung auf dem Platz bringen würden… dann wären wir nächstes Jahr in der Kreisliga C… aber so spielen wir Kreisliga D… für immer… und voller Stolz… weil es keine Kreisliga E gibt.
Vor dem Spiel ernähren wir uns von Zigaretten, Redbull und Ibuprofen… dann geht’s in die Kabine… es liegt Moschusduft in der Luft… die Fußballtasche ist seit dem letzten Spiel ungeöffnet gewesen und es sind ca. 15 vergammelte Kadaver auf engstem Raum zusammen… schon beim Umziehen fängt das schwitzen an… es geben alle Gas um als erstes die Kabine Richtung WC zu verlassen… die Grüße gehen raus an die Stadtwerke.
Dann gibt es ein paar Übungen zum Aufwärmen, und diese sind schon sehr kräftezehrend. Dann geht’s nochmal zur letzten Ansprache, die Aufstellung wird nochmal erklärt, die Spielerpässe geprüft… das dauert, da die Spielermappe immer dicker wird, da auch Altlegenden noch als „Aktive“ geführt werden… dafür sind immer Spieler ohne Pass anwesend, die vor der Überprüfung durch den Schiedsrichter das Weite suchen.
Es folgen noch ein paar wichtige Hinweise der inzwischen eingetrudelten Fans, die bei der ersten Wurst und dem ersten Pils dem Anstoß entgegenfiebern. Es wird noch geklärt, wer wann und wo mal höherklassig gespielt hat… und wer, durch seine bunten Schuhe bedingt, besser sein muss als der „Dicke“.
Nun geht’s endlich los… ein klassischer Kreisliga-Kick… unkontrollierte, hohe Bälle, meistens viele Tore, stumpfe Foulspiele, Psychopathengrätschen, auch auf der Asche, Verletzungen, die mit Eisspray behandelt werden, falsche Abseitsentscheidungen, Rufe von außen, wie „der hat schon gelb“… die alteingesessenen Dauerkarteninhaber sind glücklich… das liegt meist aber nicht am eigentlichen Fußballspiel, sondern an der Tatsache, dass man, weg von der eigenen Frau, mit Freunden bei Wurst und Bier Zeit verbringt und über „alte Tage“ philosophiert. Nach dem Abpfiff, der aufgrund mangelnder Ausdauer meistens wie eine Erlösung wirkt, gibt’s zur Belohnung die angesammelten Kisten. Die Raucher gönnen sich ne Fluppe, die anderen nur ein Kühles… Newcomer fallen an der Stelle auf, sie trinken Radler, die anderen Bier. Natürlich ist ein vorangegangener Sieg schön, aber es zählt vor allem der Spaß und der Teamgeist. Durch diese Leidenschaft konnten wir auch wichtige Spiele (Derbys) als Außenseiter gewinnen.
Während sich die zweite Mannschaft aufwärmt duschen wir und tanzen nackt zu „Der Einen, die immer lacht“… frisch gestylt geht’s dann an die Seitenlinie, die Zweit- und Erstvertretung des SCA nach vorne zu peitschen… hier geht’s schon professioneller zu… manchmal stolpert ersatzweise auch hier noch jemand aus der Dritten mit über den Platz… es gilt auch hier: alles für den Club.
So gehen wir als Mannschaft sonntags nachmittags auseinander und sehen uns exakt eine Woche später wieder… achso… erst eine Woche später? Ja, denn aufgrund der krassen fußballerischen Skills kommen wir ohne Training aus. Uns zeichnet eher der Zusammenhalt aus, auch wenn wir gute Fußballer in den Reihen haben.
Leider ist diese „Normalität“ noch nicht wieder gegeben, sodass unsere Sonntage momentan anders aussehen… der eine treibt Sport, der andere genießt das Wetter.
Unter der Woche hat sich für uns überwiegend nicht so viel geändert… wir arbeiten in unseren Jobs, auch wenn sich teils ins Homeoffice verlagert hat, und führen unser Studium digital fort. Wir alle sehnen uns nach gemeinsamen Aktivitäten… egal, ob es sonntags das Fußballspiel ist, ein Mannschaftsabend oder eine Mannschaftstour… bis dahin halten wir uns an die Coronaregeln und wünschen allen Gesundheit…

Eure dritte Mannschaft